'Allerdings blieb es nicht bei der Beschränkung auf das tatsächlich Notwendige. So erließ die deutsche Seite — nach dem Beginn der Entwaffnungsaktion in den Abendstunden des 8. September - verschiedene Weisungen, welche für italienische Soldaten, die gemäß ihrem Eid dem König die Treue hielten, eine andere Behandlung vorsahen als die für militàrische Gegner und Kriegsgefangene international vereinbarte Regelung.
Die Rede ist von Kriegsverbrechen:
Verbrecherisch war es, italienische Truppenkommandeure als Freischärler standrechtlich zu erschießen, sofern es ihnen nicht gelang, ihre Soldaten im Rahmen eines kurz befristeten Ultimatums zur Waffenabgabe zu veranlassen
Verbrecherisch war die Hinrichtung von Offizieren, deren Untergebene mit „Aufständischen gemeinsame Sache“ machten oder „ihre Waffen in die Hände von Aufständischen“ fallen ließen. Unteroffiziere und Mannschaften mußten „unmittelbar, unter möglichster Umgehung des Transportweges durch das Reich, nach dem Osten“ verbracht werden, wo sie im Operationsgebiet des Heeres — entgegen den Bestimmungen des Kriegsvölkerrechts — zur Arbeit eingesetzt wurden.”
Verbrecherisch war ein — mit Genehmigung der Heeresgruppe E — in Griechenland ergangener Befehl des XXII. Gebirgs-Armeekorps, der die „Erschießung aller in Zivil angetroffener italienischen Soldaten“ anordnere. Diese hatte, so hieß es wörtlich, „ohne alle Formalitäten zu erfolgen.“
Verbrecherisch war der im Namen Hitlers ergangene Befehl, auf Cefalonia keine Gefangenen zu machen. Er führte zur Niedermetzelung Tausender italienischer Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften.' Zitiert nach 'Der 8. September 1943 und das Schicksal der italienischen Militàrinternierten - Aspekte einer nationalen Katastrophe' von Gerhard Schreiber - (Abstract: 'Gerhard Schreiber: L8 settembre 1943 e il destino degli internati militari italiani)




'Deutsche Kriegsverbrechen in Italien : Täter - Opfer - Strafverfolgung' 1990, Gerhard Schreiber in Beck'sche Reihe 1168, Teil von Anne-Frank-Shoah-Bibliothek


Die italienischen Militärinternierten im deutschen Machtbereich 1943 bis 1945 - verraten - verachtet - vergessen, von Gerhard Schreiber, Oldenbourg, München, 1990, Fosse Ardeatine und Marzabotto: deutsche Kriegsverbrechen und Resistenza; Geschichte und nationale Mythenbildung in Deutschland und Italien (1944 - 1999), Joachim Staron. Schöningh, Paderborn, München, Wien, Zürich, 2002 - Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943 - 1945, Carlo Gentile. Schöningh, Paderborn, München, Wien, Zürich, 2012 - Repression und Kriegsverbrechen: die Bekämpfung von Widerstands- und Partisanenbewegungen gegen die deutsche Besatzung in West- und Südeuropa; Autoren Guus Meershoek ..., Hrsg. Ahlrich Meyer], Verlag der Buchläden Schwarze Risse, Rote Strasse, Berlin, Göttingen, 1997 - Auch gegen Frauen und Kinder: der Krieg der deutschen Wehrmacht gegen die Zivilbevölkerung in Italien 1943 - 1945, Friedrich Andrae, Piper, München, Zürich, 1995 - Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, herausgegeben vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Deutsche Verlagsanstalt, München, 1984 - Nicht ungeschoren davongekommen: die Geliebten der Wehrmachtssoldaten im besetzten Europa, Ebba D. Drolshagen. Econ-Ullstein-List-Verlag, München, 2000 - Zwangsarbeit für den 'Verbündeten': die Arbeits- und Lebensbedingungen der italienischen Militärinternierten in Deutschland 1943 - 1945, Gabriele Hammermann, Niemeyer, Tübingen, 2002