Das Verbrechen "Krieg" - die Internationale der Zyniker am Werk:

Krieg im Südkaukasus - im Schatten des Feuerwerks in Peking

(Artikel vom 10. August 2008)





Während sich George W. Bush, Wladimir Putin, Nicolas Sarkozy etc. zur Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in Peking am 8.08.2008 um acht Uhr acht Minuten im Zeichen abergläubischer Symbolik ein traumhaftes Stelldichein geben und ein glänzend inszeniertes Feuerwerk der Eröffnungsfeier genießen, wird im südlichen Kaukasus ein anderes Feuerwerk eröffnet, Krieg um Südossetien. Medien wie ZDF, ARD, BBC World, TV 5 haben doppelt bunte Bilder: Das Sterben für internationale Öl- und Gaskonzerne bzw. die Machtinteressen der betreffenden Staaten und bunte Bilder aus Peking. In der Kombination zu bunt, auch wenn der Smog und Rauch die Brillanz etwas dämpft.

Während sich Kriegs-Bush, Polonium-Putin und Hochdruckreiniger-Sarkozy betatschen, in den Arm und die Welt auf den Arm nehmen, dürfen im Südkaukasus hilflose Menschen, Frauen, Kinder und mißbrauchte Soldaten Kanonenfutter eines Krieges werden, in welchem British Petroleum, TotalFinaElf etc., d.h. die USA, Großbritannien, Georgien, Frankreich, Rußland sich - mit Grimassen und Riesensorgenfalten für die Energieversorgung der Welt - um ökonomische und politische Interessen, Vorteile und ihre respektiven strategischen Interessen kümmern.

Die BTC (Baku-Tiflis-Ceyhan) Öl-Pipeline (vgl. Wikipedia Internetartikel BTC-Pipeline) durchquert Aserbeidschan, Georgien und die Türkei. Seit ihrer Planung, Bau und Inbetriebnahme 2005 erlangten die früheren sowjetischen Kaukasusrepubliken eine ökonomisch-politische Sonderstellung (vgl. die Position der Länder des Nahen Ostens), wegen der Bedeutung der globalen Energieversorgung. Dem BTC Konsortium gehört ein illustrer Kreis von Konzeren an, vor allem die angloamerikanische BP (British Petroleum) mit 30,1 % (noch vor der State Oil Company of Azerbaijan mit 25 %) und drei weitere US-Konzerne. Zum Konsortium der parallelen Südkaukasus Gas-Pipeline (vgl. ebenfalls Wikipedia-Artikel Südkaukasus-Pipeline) gehören zum Teil dieselben Firmen, auch hier die BP (als Betreiber) an erster Stelle mit 25,5 %, die norwegische Statoil mit 25,5 %, die französische TotalFinaElf mit 10 % etc.

Das georgische Militär marschiert am 8. August 2008 in Südossetien ein und legt deren Hauptstadt Zchinwali in Trümmer. Zahlen von 1400 Toten allein infolge dieses Angriffs werden genannt. Georgiens Präsident Saakaschwili spielt mit dem Feuer, weil er die schützende Hand der NATO (Nordatlantik-Pakt-Organisation, Atlantik mit hohen Wellen!) mit ihren Atomraketen in den Tagen des 6. bis 9. August schon über sich wähnt. Im Schatten von Peking sollen Tatsachen geschaffen werden.

Saakaschwili fordert mit der Invasion Südossetiens und dem brutalen Angriff auf die Hauptstadt die russische Föderation heraus. Da auf militärischer Ebene Georgien der russischen Föderation überhaupt nicht gewachsen ist, kann die Kalkulation nur sein, die NATO-Staaten und vor allem diejenigen mit unmittelbaren Interessen im Südkaukasus und in Georgien in den Konflikt hineinzuziehen. Es ist eine zynische Kalkulation. Tausende Menschen werden hingemordet, verwundet, Städte, Ortschaften und Anlagen verwüstet und zerstört, um eine strategisch-politische Arrondierung der Region zu erreichen, um die Position von Saakaschwili und der BP zu stärken. Eine unkalkulierbare Eskalation wird heraufbeschworen.

BBC World (Interviews, Moderation, Kleiderordnung etc. und immer noch die Bloody Blair Corporation), TV 5 etc. zögern nicht lange und spielen das zynische Spiel mit. Schließlich ist doppelt zu profitieren: die Konzerne des eigenen Staates stärken, die bunten Kriegsbilder vermarkten und dabei den eigenen TV-Sender und sein arrogant-belehrendes, zynisches Personal in seiner Bedeutung steigern. Die Welt und ihre Krisen als Staffage. Mit wichtigtuerischer Attitüde wird die eigene Bedeutung des Nachrichtenmoderators (gemeint sind keineswegs die Berichterstatter vor Ort, die die Menschen und Geschehnisse kennen und bei ihrer Arbeit großen Risiken ausgesetzt sind) und des Senders gesteigert: Dramatik der Bilder, Geschehnisse von Leben und Tod, die Leichen "live". Die Profite von British Petroleum, TotalFinaElf etc. sind heilig. Da kann man schon mal über Leichen gehen. BBC "World" heißt hier immer noch "British Empire". Ihre Arroganz und ihr Zynismus ruft nur Ekel und Abscheu hervor.

Den in TV-Einrichtungen weitverbreiteten Opportunismus und widerlichen Servilismus illustriert überaus einprägsam eine Nachrichtensendung von France 2: David Pujadas mit seiner Moderation am Abend (Montag, 10.04.2006) der italienischen Wahlen 2006. Während der laufenden Sendung von France 2 ab 20:00 Uhr ging die Meldung ein, daß entgegen ersten Nachrichten doch nicht Romano Prodi sondern S. Berlusconi die Wahl gewonnen habe. Pujadas, der den Generalsekretär der französischen CGT Bernard Thibault als Interviewpartner geladen und dem TV-Publikum auch bereits vorgestellt und gezeigt hatte (einschließlich des Partnerlooks die Kleidung betreffend, Symbolfarbe schwarz), lädt seinen Interviewpartner kurzerhand wieder aus. Das nennt man: mit den Wölfen heulen. Nur: So verständlich vielleicht der Wunsch des Pujadas war, es eben mit den Stärkeren halten zu wollen, er hatte das Pech, daß sich das Blatt erneut wendete und Romano Prodi als Wahlsieger am nächsten Tag feststand.

Seit dem 20. Jahrhundert ist geschichtliche Situation geworden, daß aus dem Dilemma von Gewalt und Gegengewalt herauszukommen ist. Beim Aufkeimen von gewaltsamer Austragung von Konflikten gilt es, sofort die Scheinwerfer der internationalen Medien grell und gebündelt auf den Konfliktherd zu richten und den Zusammenhang aufzudecken. Ein Zusammenwirken macht den Sektor der Medien zu einem unüberwindlichen Akteur in der Auseinandersetzung. Vor 7 Jahren - im August 2001 - hat der Verfasser dem ZDF in Mainz (Nachrichtenredaktion) den Text "Zur Medienwirklichkeit" zugesandt.

Menschlicher Gewaltanwendung kann und muß konsequent und umfassend, auf den verschiedenen Ebenen, jede Honorierung entzogen und verweigert werden. Vom Boxkampf bis zu den Atomraketen. Im Tierreich mit seinen Raubtieren gilt ein Gesetz des Stärkeren. Zum Beispiel: Ein Krokodil kann seinem Lebensprogramm nicht entrinnen und braucht zu seiner Nahrung das Beutetier. Gegenüber der Phrase von der Natur des Menschen ist die geschichtliche Natur des Menschen zu verstehen. Der entscheidende Schritt: Dank der Errungenschaft der Vereinten Nationen (United Nations = UN) können und müssen wir Menschen erfahren und sehen, daß es gelingt, bislang übermächtig hereinbrechende Konflikte zu bändigen, nicht die Menschen zu beseitigen und zu beschädigen, sondern die Konflikte zu regulieren und auszuräumen. Damit werden alle anderen Probleme zugänglich. Die nachhaltige Etablierung und Durchsetzung des Gewaltmonopols der UN ist entscheidender Schritt, Hand in Hand mit der Etablierung des internationalen Justizwesens. Der Charakter der Staatsmacht wird sich vollständig verändern allein dadurch, daß die Außenbeziehungen grundlegend andere werden. Es gibt genügend Fachleute, die genau angeben können, welche Gewalt- und Kontrollmittel den UN von ihren Mitgliedstaaten zur Verfügung gestellt werden müssen, um das Gewaltmonopol der UN dauerhaft durchzusetzen. Wenn man sich nicht auf den Weg macht, kann man nicht ankommen.

Das TV-Personal diverser Nationen ist zum Teil mitverantwortlich, mitschuldig am Verbrechen des Kriegs, schon des Irakkrieges 2003. Aufgeblasene angebliche Verteidiger der Menschenrechte (diese Lackschicht will sich kaum einer entgehen lassen) besorgen das propagandistische Geschäft der Profitgier und der skrupellosen Machtpolitik. Teil der Obrigkeit werden, bleiben, daran partizipieren und profitieren. Abgehoben von den Gesellschaftskräften, diese vielmehr desorientierend, entrechtend und entmutigend.

Auch Fernsehleute haben viele Jahre daran mitgewirkt, daß die UN sich nicht lösen konnten und können aus der Umklammerung und Instrumentalisierung durch die USA. 2003 folgte der Irakkrieg. Politiker, Moderatoren etc. haben weltweit den Weg zum Krieg mit geebnet, wie z.B. die später Kanzlerin gewordene CDU-Vorsitzende. Diese Person hat nach traulichem Kamingespräch mit George W. Bush das Publikum in diesem ihren Heimatlande am 5.04.2003 dahingehend belehren wollen, es müsse jetzt Krieg geführt werden um künftige Kriege im 21. Jahrhundert zu verhindern. Diese Person soll - bitte schön - aufhören, andere Menschen über "Menschenrechte" zu belehren. Auch den genügend bekannten, ekelhaften CDU-Blick nach vorn braucht niemand. Von dem Moment ab, in dem das Opfer gemordet wird, ist das Leben des Opfers vergangen: Vergangenheit. Die Perfidie setzt sich nachträglich fort mit der Betonung, daß es Vergangenheit sei, daß nun nach vorn zu schauen sei.

Den Südossetienkrieg betreffend stellen sich die Vereinten Nationen (eigene Seite der Vereinten Nationen) bislang als weitgehend handlungsunfähig dar. Die Konfliktparteien sind im UN-Sicherheitsrat (eigene Seite des Sicherheitsrates) vertreten. Der Generalsekretär fällt durch Aufrufe zu "größter Zurückhaltung" - nach Tagen von Kämpfen (!) - auf. Die internationalen Medien wären in der Lage, den Druck auf die Vereinten Nationen zu entwickeln und stufenweise zu erhöhen, um sie zu zwingen, diesen und andere Brandherde zu löschen. Die Bevölkerung, Organisationen etc. der betreffenden Länder und UN-Mitglieder bleiben - wie glücklicherweise schon begonnen - aufgerufen, das - je nach Land und Richtung - mehr oder weniger abgehobene, zynische TV-Gesindel auf den Boden zurückzuholen. Die Bevölkerung aller Länder hat Anspruch auf Medien des Volkes, verbunden mit den gesellschaftlichen Kräften und den Menschen verpflichtet. Sorgen wir z.B. daher auch dafür, daß einiges Personal, das sich ins Rampenlicht drängt, ausgewechselt wird. Fernsehgesindel mit dem geistigen Horizont von Gestapospitzeln ist schwer erträglich und - wie sich mit dem 8. August erneut deutlich zeigt - gefährlich. Die Krise und der Krieg im Südkaukasus - und andere Brandherde - sind nicht beendet.

Von vielen wird seit vielen Jahren eine Schmierenkomödie aufgeführt. In wechselnder Verkleidung wird vor keiner Komplizenschaft - mit alten und neuen Nazis - zurückgeschreckt. Viele, die die Symbolik aufgreifen, sehen genau dieses Aufgreifen völlig widersinnig kommentiert. Sie können nicht ahnen, wer da mit welchen Komplizen welches Stück tatsächlich aufführt.

Glücklicherweise hat seit dem 12.12.2007 in der Schweiz die im Zusammenwirken von TV-Gesellschaften, gesellschaftlichen Kräften und politischen Organisationen genutzte Symbolik mit der Nichtwahl des ehemaligen Bundesrats Blocher ein tatsächliches Ergebnis, welches mit seinen über den Tag hinausreichenden Folgen einen entscheidenden Schritt voran bedeutet. Die TV-Gesellschaften stellen heutzutage die wichtigste Bühne bereit, auf der politisch agiert wird. Sie bzw. ihr Personal sind selbst Akteure und die einmal entwickelten Einsichten und Mittel sind nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Bei dem Stück nämlich handelt es sich nicht um eine Seifenoper, bei der einfach das Gerät auszuschalten wäre. (Randnotiz: "Freenet" hatte ein schlechtes "timing", s. "Freenet" betreffende Artikel Kapitel 1, Kapitel 2, Kapitel 3 und Kapitel 4 ab 15.12.2007 ff.)

Anmerkung 29.07.2009: Ein EU-Untersuchungsbericht - zur Aufklärung der Gründe des Krieges 2008 zwischen Georgien und Rußland - ist für September 2009 in Aussicht gestellt.

30. September 2009: Dieser unter Leitung der Schweizer Diplomatin Heidi Tagliavini erstellte Bericht der unabhängigen EU-Untersuchungskommission zum Kaukasus-Krieg in Georgien soll am 1. Oktober 2009 im Internet veröffentlicht werden. Heute am 30. September wurde der Bericht in Brüssel übergeben. Die Neue Zürcher Zeitung (vgl. Berichterstattung von "BBC World" und "Russia Today") meldet am 30. September 2009: "Georgien hat den Krieg mit Russland vor 13 Monaten laut einem Untersuchungsbericht mit seinem Einmarsch in die abtrünnige Region Südossetien begonnen. Russland provozierte zuvor jedoch monatelang und schlug nach dem Vormarsch 'unverhältnismäßig' hart zurück." Unter Verweis auf sda/dpa: "In dem Untersuchungsbericht heißt es, die georgische Behauptung, es habe vor dem Einmarsch georgischer Truppen nach Südossetien eine 'groß angelegte russische Invasion' in Südossetien gegeben, habe nicht bewiesen werden können. Zur Frage, ob der georgische Beschuß der südossetischen Metropole Zchinwali in der Nacht zum 8. August gerechtfertigt war, heißt es in dem Bericht: 'Er war es nicht.' Tagliavini stellte fest: 'Es gab keinen laufenden militärischen Angriff Russlands vor dem Beginn der georgischen Operation.'"

3. Oktober 2009: Im Bericht heißt es in der Einleitung unter Punkt 1, daß der Krieg (mit vielen Opfern und Zerstörungen) die Situation im Südkaukasus doch nur schwieriger gemacht habe:

"On the night of 7 to 8 August 2008, after an extended period of ever-mounting tensions and incidents, heavy fighting erupted in and around the town of Tskhinvali in South Ossetia. The fighting, which soon extended to other parts of Georgia, lasted for five days. In many places throughout the country it caused serious destruction, reaching levels of utter devastation in a number of towns and villages. Human losses were substantial. At the end, the Georgian side claimed losses of 170 servicemen, 14 policemen and 228 civilians killed and 1.747 persons wounded. The Russian side claimed losses of 67 servicemen killed and 283 wounded. The South Ossetians spoke of 365 persons killed, which probably included both servicemen and civilians. Altogether about 850 persons lost their lives, not to mention those who were wounded, who went missing, or the far more than 100.000 civilians who fled their homes. Around 35.000 still have not been able to return to their homes. The fighting did not end the political conflict nor were any of the issues that lay beneath it resolved. Tensions still continue. The political situation after the end of fighting turned out to be no easier and in some respects even more difficult than before." Zitiert nach: Independent International Fact-Finding Mission on the Conflict in Georgia (South Caucasus), Report September 2009, Volume I, Introduction





Weiter zum Artikel: Krisen: Ökonomie, Politik, Kriege, Naturkatastrophen (darin u.a.: "2008 South Ossetia war", "Georgia crisis")



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